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Arbeitslosigkeit und Suchtgefährdung

Macht Arbeitslosigkeit alkoholkrank?
Oder ist Arbeitslosigkeit die Folge von Alkoholismus?

In der Bundesrepublik Deutschland gibt es zur Zeit ca. 4,5 Mio. arbeitslose Mitbürger. Sehr viele Arbeitslose leben allein und ohne Familie.

Hohe Rückfallquoten
Unbestritten ist, dass Arbeitslosigkeit ein besonderes Risiko im Hinblick auf Suchtgefährdung darstellt. Auch die hohe Rückfall-Gefährdung durch Arbeitslosigkeit ist belegt.
So wurde beispielsweise in der Waldow-Klinik in einem Zeitraum von 18 Monaten eine Rückfallquote bei arbeitslosen Alkoholabhängigen von 35 bis 45 Prozent festgestellt - gegenüber einer Quote bei beschäftigten Abhängigen von 15 bis 20 Prozent. Weiterhin zeigt sich, dass die Rückfallquote derjenigen, die Arbeitslosigkeit befürchten, genau so hoch ist wie bei denen, die tatsächlich arbeitslos sind.
Untersuchungen belegen, dass lang anhaltende Arbeitslosigkeit das Risiko erhöht, einen gesundheitlich problematischen Alkoholkonsum oder gar Abhängigkeit zu entwickeln. Das Heißt: Wenn Alkohol (oder ein anderes Suchtmitte) schon vor Beginn des kritischen Ereignisses Arbeitslosigkeit als Lösungsmittel für Konflikte und Probleme eingesetzt wurde, verstärkt sich der Konsum des Suchtmittels, das vermeintlich als Problemlöser dient.
Die Demütigungen und Entwürdigungen, die häufig mit Arbeitslosigkeit und auch mit der Einstufung "schwer vermittelbar" verbunden sind, werden als belastendes Lebensproblem empfunden - die Antwort ist verstärkter Konsum des Suchtmittels.
Auf der anderen Seite gibt es Belege dafür, dass bei Menschen, die vor dem Eintritt einer Arbeitslosigkeit keinen problematischen Umgang mit Alkohol oder anderen Suchtmitteln hatten, eine Reduzierung des Konsums stattfindet. Das ist auch plausibel: Es steht weniger Geld zur Verfügung, so dass für nicht notwendigen Luxus auch weniger ausgegeben wird. Die Floskel "Arbeitslosigkeit macht alkoholkrank" ist also stark verkürzt und unhaltbar.

Gefühl von Isolation
Auf der anderen Seite ist bekannt, dass Alkoholprobleme häufig zum Arbeitsplatzverlust führen. Tritt dieser ein, beginnt der Teufelskreis: Der Alkoholkonsum verstärkt sich durch die neu hinzu gekommenen Probleme, und damit sinkt die Chance auf einen Wiedereinstieg ins Erwerbsleben.
Wesentlich für die Entwicklung von Suchtmittel-Abhängigkeit und für Rückfallgefährdungen im Zusammenhang mit Arbeitslosigkeit ist nicht (allein) die materielle Komponente. Vielmehr spielt das subjektive Erleben des Betroffenen und die Bewertung der Arbeitslosigkeit eine olle. In der Regel wird unfreiwillige und lang andauernde Arbeitslosigkeit erlebt als Ausgrenzung aus dem gesellschaftlichen Lebensprozess, verbunden mit zunehmender Isolation. Es entstehen Gefühle, das Leben nicht mehr im Griff zu haben und die Einflussmöglichkeiten zu verlieren. Dies wird bewerte als Verlust der Handlungskontrolle. Das Sprichwort sagt: „Arbeit macht das leben süß“. Und tatsächlich hat Arbeit einen sinnstiftenden Inhalt („ ich werde gebraucht.“ „Ich kann etwas.“ „Ich bin Tei eines Teams.“ usw.)

Ohnmacht, Scham und Versagen
Wenn sinnstiftende Lebensinhalte verloren gehen, die den Tag bislang strukturiert haben, leidet das Selbstwertgefühl und die Selbstachtung. Das hat Konsequenzen: Es entstehen Gefühle von Hilflosigkeit, von Ohnmacht, Scham und Versagen.

Und dann die Vorwürfe der anderen: "arbeitsunwillig", "zu hohe Ansprüche", "Missbrauch von Leistungen". So erzeugte Schuldgefühle werden häufig von den Betroffenen übernommen. Besteht bereits ein problematisches Trinkverhalten, kann sich der Suchtmittelkonsum verstärken. Oft haben Betroffene dann das Gefühl, Opfer zu sein und machtlos gegenüber den Umständen. Oder aber: Der Suchtmittelkonsum hat in die Arbeitslosigkeit geführt, die Selbst-Schuld-Falle wiederum führt in einen Teufelskreis von Versagensgefühlen, Resignation, Suchtmittelkonsum - und als Folge der Abhängigkeitsentwicklung entstehen wiederum Versagensgefühle, Resignation, Schuld .....!