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Peter Heck
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"Polytoxikomanie", eine Sucht kommt selten allein. Suchtforschung (BMBF) auf neuen Wegen

Die Abhängigkeit von Alkohol und illegalen Drogen tritt oft gemeinsam auf; noch häufiger ist sie gepaart mit Nikotinsucht. Drei Viertel aller rauchenden Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren trinken gleichzeitig Alkohol - gegenüber nur einem Viertel der nicht rauchenden Jugendlichen.

Erklären lässt sich dieses Phänomen durch die gegenseitige Verstärkerwirkung beider Substanzen: Während der Alkoholgehalt im Blut in feuchtfröhlicher Runde ansteigt, wird auch die Rauchbereitschaft größer. Dabei scheint Alkohol die Freude an der verstärkenden Wirkung von Nikotin zu intensivieren, gleichzeitig erleichtert die alkoholbedingte Enthemmung den Griff zur Zigarette. Tabak könne durchaus als „Einstiegsdroge“ für andere Suchtstoffe gelten, schließen Experten wie Anil Batra und Prof. Gerhard Buchkremer von der Tübinger Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie aus dem Zeitverlauf des Drogenkonsums bei Jugendlichen.
Die Konsequenzen einer Mehrfachabhängigkeit oder Polytoxikomanie sind umstritten. Manche Therapeuten befürchten eine höhere Rückfallgefahr, wenn sie Patienten nach dem Entzug von Alkohol oder illegalen Drogen auch zur Nikotinabstinenz drängen. Mehrere Studien belegen aber synergetische Effekte, weiß Prof. Markus Gastpar, Sprecher des Suchtforschungsverbunds Nordrhein-Westfalen. In einem Projekt an der Universitätsklinik Essen will Gastpar daher den parallelen Entzug von Opioiden und Nikotin erproben.
Bei anderen Drogenkombinationen ist die gleichzeitige Behandlung in der Praxis sehr viel schwieriger. Wenn beispielsweise ein heroinsüchtiger auch von Beruhigungsmitteln wie Diazepam abhängig ist, kann man beide Substanzen nicht zusammen entziehen, unter anderem deshalb nicht, weil die Wirkdauer dieser Stoffe im Körper extrem unterschiedlich ist.

Mehrere Erklärungen bieten Wissenschaftler für die Entstehung einer Mehrfachabhängigkeit an: Bei illegalen Drogen gibt es oft Nachschubprobleme, was die Betroffenen dazu zwingt, auf Alternativen auszuweichen. Außerdem scheint jede Abhängigkeit auch andere Suchtverhaltensweisen mit zu induzieren, weil im Wesentlichen die gleichen Hirnstrukturen verändert werden. Und schließlich kombinieren die Drogenkonsumenten mitunter bewusst bestimme Substanzen, um den gewünschten Effekt zu erzielen. Ein Beispiel aus der „Partyszene“ ist das Aufputschen und Anheizen der Stimmung mit Ecstasy und der anschießende “Chill-Out“ mit beruhigend und angstlösend wirkenden Benzodiazepinen.
Wechselwirkungen gibt es aber auch zwischen Abhängigkeitserkrankungen und anderen psychiatrischen Leiden. So weiß man, dass im Verlauf psychischen Störungen wie Depressionen, schizophrenen Psychosen, Angst- und Persönlichkeitsstörungen oft eine Abhängigkeit von Alkohol oder Medikamenten auftritt. Umgekehrt gibt es hinweise, dass Zigarettenkonsum Angststörungen und Depressionen auslösen kann. Gegenüber dem Bevölkerungsdurchschnitt erkranken Alkoholiker etwa doppelt so häufig an psychiatrischen Leiden, Heroinabhängige sogar fünfmal so oft.

Quelle: Bundesministerium für Bildung und Forschun


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